Kleine Krabbler – Die Wespe

So möchte ich eine neue kleine Reihe von Blogbeiträgen nennen, die ich hier für euch in loser und unregelmäßiger Reihenfolge schreiben will.
Mir ist schon seit längerem aufgefallen, dass sich immer mehr Menschen Gedanken um ihre Umwelt machen. Ich will gar nicht davon reden, dass vom Auto auf das Fahrrad umgestiegen wird, Strom von Fotovoltaikanlagen auf den Hausdächern erzeugt wird, nein, vielmehr von den kleinen Dingen. Den kleinen sechsbeinigen Lebewesen, die so allgegenwärtig und unverzichtbar für unser Leben auf diesem Planeten sind: Insekten.

Immer mehr interessieren sich für Möglichkeiten, wie man wieder ein Stück Lebensraum zurückgewinnen kann, um das Überleben dieser Spezies zu gewährleisten. Es werden Nisthilfen gebastelt und aufgestellt, Wildblumenwiesen angelegt oder einfach in einem kleinen Balkonkasten einige bienenfreundliche Blumen gepflanzt. Ich finde dies großartig. Auf der anderen Seite bemerke ich aber, wie gering das Wissen um einzelne Arten ist. Teilweise können viele von uns Fliegen nicht von Bienen unterscheiden, Wespen haben ein schlechtes Images, werden gejagt und ganze Nester werden vernichtet.

Wieso komme gerade ich dazu, hier ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen? Nun ja, in meinem vorherigen Leben habe ich Biologie studiert und irgendwas mit Insekten, speziell mit Pflanzenwespen zu tun gehabt: Pflanzenwespen des Ochtumer Sandes bei Bremen. Zudem fotografiere ich gerne und im Speziellen hat es mir die Makrofotografie der Insekten angetan.

Ich möchte mit diesen Blogbeiträgen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger herumlaufen oder als Oberlehrer und Besserwisser auftreten, dazu ist mein Wissen doch viel zu gering. Mein Anliegen ist es einfach, dass Grundwissen zu erweitern, einfache Unterschiede der einzelnen Arten zu erklären und natürlich auch mit hartnäckigen Vorurteilen und Mythen aufzuräumen. Vielleicht kann ich auch noch den einen oder anderen Tipp geben, wo man sich bei Interesse weiter informieren kann.

Es soll alles Spaß machen, ich möchte ein paar meiner Fotos zeigen und vielleicht ist ja jemand dabei, der mir auch noch einige Tipps und Hinweise geben kann.

Ich erwarte nicht, dass alle die Polynomdivision beherrschen, aber die Grundrechenarten dürften es schon sein.

Ich freue mich auf einen regen Austausch und hoffe, dass ich mit dem einen oder anderen Beitrag etwas von meiner Begeisterung für diese Tiere weitergeben kann.

Beginnen will ich den ersten Beitrag dieser Reihe mit vielleicht dem Insekt, welches aus meiner Erfahrung einen ziemlich schlechten Ruf hat und von den allermeisten deshalb nicht gerade mit Freude begrüßt wird – Die Wespe.

Wo fange ich da jetzt an…? Erstmal mit der Frage, wer ist mit „Die Wespe“ eigentlich gemeint? Sicherlich die Echte Wespe, die wir alle kennen, wie sie beim Bäcker in der Auslage genüsslich den Pflaumenkuchen wegknabbert. Seitdem ich weiß, dass einige Wespenarten auch auf Aas zu finden sind, mache ich einen großen Bogen um den Pflaumenkuchen beim Bäcker.

Es gibt aber auch noch andere Wespenarten, wie z.B. die Goldwespe mit ihrem schönen metallisch glänzenden Körper.

Goldwespe
Goldwespe

oder aber die große Gruppe der Pflanzenwespen

Tenthredo campestris
Feld-Blattwespe
Sattelblattwespe
Sattelblattwespe

Spektakulär anzusehen sind auch die Schlupfwespen, die ihre Eier in die Nester anderer Insekten legt:

Schlupfwespe bei der Eiablage
Schlupfwespe bei der Eiablage

Diese Vertreter will ich aber nicht besprechen.

Weltweit gibt es 61 Arten der echten Wespen, wovon nur 11 in Europa heimisch sind. Die Wespe, die uns so oft lästig wird, ist die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Dies zu unterscheiden ist gar nicht so einfach, denn man muss schon sehr genau hinsehen und die Stirnzeichnungen kennen und unterscheiden. http://www.vespa-crabro.de/unterscheidung.htm

Langkopfwespe
Langkopfwespe

Warum sind jetzt eigentlich die Wespen so nervig und lästig? Zum einen muss man wissen, dass Wespen nicht nur auf Süßes stehen, sondern auch gerne mal den einen oder anderen Fleischhappen bevorzugen. Also immer schön das Steak beim Grillen im Auge behalten!

Tierische Nahrung benötigen die Wespen für ihre Brut, sie verfüttern diese an den Nachwuchs. Süßes, also Zucker hingegen benötigen sie für ihren eigenen Bedarf. Und jetzt sollte jedem natürlich klar sein, warum uns diese Exemplare so lästig erscheinen: Wer selber Kinder hat, kann sicherlich gut nachvollziehen, dass es einem sehr wichtig ist, diese gut versorgt zu wissen. Aber wer selber Hunger verspürt ist ja oft auch gereizt und schlecht gelaunt – kein bisschen anders ergeht es den Wespen. Also, sollten wir doch Verständnis dafür aufbringen, oder?!

Wespen sind aber auch sehr nützlich, dadurch, dass sie ja ihre Brut mit tierischer Nahrung versorgen, gehen sie auch auf Insektenjagd und halten uns somit u.a. Fliegen und Mücken vom Leibe und zerlegen auch mal gerne eine Raupe.

Wespe beim Zerteilen einer Raupe
Wespe beim Zerteilen einer Raupe

Faszinierend sind auch ihre Nester, die sozialen Faltenwespen sind große Baumeister: Leicht und filigran ist so ein Wespennest und sollte auf keinen Fall eigenständig entfernt werden. Die Bewohner reagieren da sehr aggressiv, was ich auch verstehen kann, denn wenn Fremde mit einem Bulldozer durch meine Wohnung fahren, kann ich auch sehr ungehalten werden.

Habt ihr ein Nest bei euch in oder an der Wohnung, welches wirklich stört, da die Tiere in die Wohnung kommen und häufig gestört werden, solltet ihr Profis zurate ziehen. Informationen dazu gibt es reichlich im Internet. Hier z.B. die Seite Aktion Wespenschutz.

Ach ja, die Hornissen gehören auch zu den Wespen und ihnen eilt der schlechte Ruf ebenfalls voraus. Man kann auch schon Respekt bekommen, wenn ein solch dicker Brummer unüberhörbar im Anflug ist. Aber auch hier gilt: Ruhe bewahren, keine hastigen Bewegungen und das Insekt verliert schnell das Interesse.

Hornisse
Hornisse

Als ich vor zwei oder drei Jahren auf einer kleinen Fototour im Wald war, stand ich unwissentlich in der Einflugschneise eines Hornissenbaus. Ein Exemplar flog auf mich zu, dann wieder zurück, langsam wieder auf mich zu, als wollte es mir mitteilen: „Entschuldigen Sie, dürfte ich hier mal vorbei, Sie stehen direkt vor meinem Eingang und meine Kinder haben Hunger…!“ Ich machte einige Schritte zur Seite, die Hornisse flog an mir vorbei und alles war gut. Es gibt ja den Spruch „Sieben Hornissenstiche können ein Pferd töten“, aber ich möchte zu bedenken geben, dass „ein Pferdebiss sieben Hornissen töten kann“.

Dies hier ist übrigens keine Wespe, lediglich eine harmlose Fliege, die nur so tut, als sei sie eine Wespe:

Ich hoffe, dass ich mit dem ersten Teil, dieser kleinen Reihe, etwas von meiner Faszination und der Nützlichkeit der Wespen vermitteln kann und hoffe auch etwas Angst vor diesen Tieren genommen zu haben.

Eines sollten wir aber dennoch haben: Respekt! Respekt vor der Natur und vor jedem einzelnen Lebewesen.

Abschließend noch ein paar nützliche Links:

 

2 Kommentare

  1. Bin begeistert!
    Da bin ich gespannt auf weitere Beiträge.
    Übrigens die Fliege die so tut als sei sie eine Wespe kannte ich noch nicht 🙂
    Lg Aurelia

    • Vielen Dank, liebe Aurelia.
      Das Tiere oder auch Pflanzen andere Individuen nachahmen ist gar nicht so selten und heißt Mimikry.
      Orchideen z.B. deren Blüten Insekten ähneln. Aber auch Gerüche und Geräusche werden in der Natur gerne mal nachgeahmt.
      Da sind viele Tiere und Pflanzen uns Menschen doch recht gleich: Einfach mal etwas vorgeben, was man gar nicht ist. 😉
      Mal sehen, wann der nächste Beitrag kommt – aber versprochen: Er kommt!

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