Im Untergrund

Freitag, der 13., 16 Uhr, 30 Grad. Die idealen Voraussetzungen, um in den Untergrund zu gehen. Gemeinsam mit Tonja, Michael und Carsten habe ich an einer Führung durch einige Bunkeranlagen in Bremen teilgenommen.

Vom Treffpunkt in den Wallanlagen aus ging es dann zum Bahnhofsvorplatz. Auf dem Weg dorthin gab es noch einige interessante Erklärungen zu den sogenannten Splitterbunkern, die teilweise noch in den Wallanlagen und Umgebung zu finden sind.

Unter dem Bahnhofsvorplatz, wo heute die Busse und Straßenbahnen halten, befindet sich ein Tiefbunker, den wir als erstes besichtigen konnten. Der Bunker diente in Kriegszeiten als Schutzbunker und wurde später als Obdachlosenheim genutzt, das 1975 aufgegeben wurde. Danach nutzte die Stadt den Bunker als Parkplatz für Behördenfahrzeuge. Heute steht der große Schutzraum leer. Alte Sanitäranlagen und entsprechende Maschinen erinnern noch an seine frühere Funktion. Der Bunker bot einst Platz für 900 Menschen.

Betontür, die den Eingang zum Bunker sichert
Blick in den langen Bunker-Gang
Belüftungsanlage
Im Bunker herrschte stets ein leichter Überdruck, um zu verhindern, dass Rauch- oder Giftgase ins Innere gelangen konnten.
Überbleibsel aus der Nutzung in der Nachkriegszeit
Der Waschraum wurde in der Zeit genutzt, in der das Gebäude als Obdachlosenunterkunft diente.

Ich empfand die Atmosphäre als sehr beklemmend, wenn ich mir vorstelle, dass sich zur Kriegszeit weit mehr als 900 Menschen in diesem Bunker befanden und um ihr Leben bangten. Auch kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, wie es den Obdachlosen hier wohl erging …

Danach sind wir weiter über das Gelände des alten Güterbahnhofs durch einen kleinen, versteckten Gang in Richtung Bremen-Findorff zu einem Bunker in der Admiralstraße gegangen. Er bot Platz für etwa 2.600 Menschen und wurde zur Zeit des Kalten Krieges als ABC-Schutzbunker umfunktioniert.

Ausgang am Findorff-Tunnel
Im Findorff-Tunnel
Das große Wandbild am Hochbunker zeigt den Widerstandskampf gegen den Faschismus. Es zeigt auch die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus

Bei Stromausfall und Dunkelheit dienen fluoreszierende Markierungen als Wegweiser

Im Raum des Bunkerwarts

 

Nach einer etwa zweieinhalbstündigen Führung haben wir die Tour beendet. Ich muss sagen, dass ich froh war, wieder Tageslicht zu sehen und frische Luft zu atmen. Wenn ich daran denke, dass meine Großeltern und Eltern – sie alle wohnten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in Bremen-Findorff – mit großer Wahrscheinlichkeit in dem Bunker in der Admiralstraße saßen und hofften, dann bin ich sehr dankbar, in Frieden leben zu dürfen! Wir sollten alle daran arbeiten, dass das auch weiterhin so bleibt.

 

10 Gedanken zu „Im Untergrund“

  1. Moin Matthias,
    Die Bilder sind beeindruckend bedrückend.
    Von der Tour im „Ausweichsitz der Landesregierung“ kenne ich das Gefühl, das so ein Bunker auslösen kann ganz gut.
    Mit wachsender Sorge, dass die relikte vergangener Zeiten wieder benötigt würden, hoffe ich, dass sich „alle ma am Riemen reißen“ und wir weiter in Frieden leben dürfen und andere es endlich wieder dürfen.
    Danke fürs mitnehmen!

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  2. Hallo, Matthias
    Prima Bilder, die den beklemmenden Eindruck im Untergrund gut widerspiegeln… Es war ein spannender Nachmittag mit euch! Danke, dass ihr mich mitgenommen habt !
    Liebe Grüße, Tonja

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    • Moin Holger,
      danke für deinen Kommentar. Ich denke manchmal, dass die ganzen Erklärungen einen leicht belehrenden Unterton haben. Ich versuche immer, nur ein paar Sätze zu schreiben, die etwas erklären, oder einen Link zu nennen, der weiterführt. Am Ende kann jede/r selbst entscheiden, wie viele Zusatzinformationen er/sie lesen möchte.

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